Es war schon nach Mitternacht. Die Drei hatten wieder tüchtig gezecht, doch nun mussten sie nach Hause. Bei zweien von ihnen machte sich in ihrem dumpfen Schädel ein unangenehmes Gefühl breit. Sie wussten, was sie zu Hause erwartete, und als sie darüber zu klagen begannen, sagte der Dritte: »Meine Alte empfängt mich immer freundlich und macht mir sogar noch einen Kaffee.«
Das wollten die beiden anderen nicht glauben. »Kommt mit, dann seht ihr es selbst«, sagte der Dritte.
Tatsächlich machte die Frau freundlich die Tür auf und leitete die späten Gäste ins Wohnzimmer. Dann bot sie ihnen an, Kaffee zu machen, was sie verwundert und dankbar annahmen.
Als sie eingeschenkt hatte, konnte der eine der Gäste nicht anders, er musste fragen, warum sie das tat. Sie antwortete: »Ich glaube an Gott, und wenn ich nicht mehr hier bin, so werde ich im Himmel sein. Ihr aber werdet, wenn ihr euch nicht ändert, nach dieser kurzen Erdenzeit für immer in der Hölle sitzen. Da will ich euch, und vor allem meinem Mann, das bisschen Leben noch so schön wie möglich machen.«
Ich hätte gern gewusst, ob die Drei zur Einsicht gekommen sind; aber so viel ist sicher: Diese Frau lebte in der Hoffnung des ewigen Lebens. Dadurch konnte sie die Mühsal ihres Erdendaseins nicht nur ertragen, sondern sogar auf berechtigte Ansprüche verzichten. Sie konnte entspannt und freundlich sein, wo andere zornig oder depressiv reagiert hätten, weil sie wusste, dass »die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll« (Römer 8,18).
Hermann Grabe