Georg Simmel ist ein wenig bekannter deutscher Philosoph des 19. Jahrhunderts. In einem seiner Hauptwerke, der »Philosophie des Geldes«, beschreibt Simmel, wie das Geld zunehmend Einfluss auf die Gesellschaft erhält. Die Verbreitung der Geldwirtschaft habe den Menschen zwar Vorteile gebracht. Doch sei in der Moderne das Geld immer mehr zum Selbstzweck geworden. Sogar das Selbstwertgefühl des Menschen und seine Einstellungen zum Leben seien durch das Geld bestimmt.
Seine Aussage, dass das Geld zum Gott werde, indem es sich als absolutes Mittel zu einem absoluten Zweck wandle, veranschaulicht Simmel durch ein prägnantes Beispiel: Die Bankgebäude sind inzwischen größer und mächtiger als alle Kirchen. Sie, nicht die Kirchen, seien der Mittelpunkt der Städte. Der Mensch habe jedoch die Freiheit, nach Dimensionen zu streben, die mehr als Geld sind.
Es ist bemerkenswert, wie hier auf philosophische Weise ein »Entweder - oder« herausgearbeitet wird, wie man es auch in der Bibel mit derselben Deutlichkeit findet. Dienen kann der Mensch nur einem Herrn, dem Götzen Geld oder Gott. Wobei unter »Geld« die vorbehaltlose Hingabe an das »Haben-wollen«, an das Sichtbare, an das Materielle zu verstehen ist. Den Ausweg, den der Philosoph nur vage beschreibt, kennt die Bibel besser. Sie beschreibt uns Menschen als Verwalter der von Gott anvertrauten Güter. Alles - auch unser Geld - gehört Gott, und er wird von uns Rechenschaft darüber fordern, was wir mit seinen Gaben gemacht haben.
Eine solche Einstellung bewahrt uns vor Götzendienst mit dem »Mammon« und macht uns zu »Lichtern« in dieser Welt. Wie viel Gutes könnten wir doch mit unserem Geld tun! Karl-Otto Herhaus