Es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als dass du beide Augen behältst und in die Hölle geworfen wirst, wo die Qual nicht endet und das Feuer nicht erlischt.
Markus 9,47-48
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war meine Mutter froh, wenn sie einmal an einem Sonntagabend ein bisschen ausruhen konnte, natürlich Strümpfe stopfend. Da saß sie also, und ich, auf dem Hocker vor dem Harmonium sitzend, fragte sie: »Was soll ich denn mal spielen?« Antwort: »Spiel mal Lied 10: Freund der Deinen, / bald dann weinen, / Gottes Kinder nicht mehr hier ...!« Das hab ich dann gelernt, in C-Dur und leicht gesetzt. Von einer Wohlfühlgesellschaft ist in diesem Lied nirgends die Rede.
Wir sollen uns heutzutage ständig wohlfühlen! Nach den Maßstäben der politischen Korrektheit von heute müsste die Bibel eigentlich verboten werden. Denn »sich wohlfühlen« ist eine der großen Botschaften unserer Zeit.
Wenn man aber das Neue Testament vor Augen hat, fällt schnell auf, dass von »Wohlfühlen« kaum die Rede ist, auch wenn »Evangelium« ja »Frohe Botschaft« heißt. Gott sandte seinen einzigen vielgeliebten Sohn, um nach dem Wohlergehen seiner verirrten Geschöpfe zu sehen, um sie aus der Versklavung der Sünde loszukaufen. Das beinhaltet, dass die Frohe Botschaft in eine Welt voller Mühsal getragen wurde.
Wenn einem Passagier auf einem sinkenden Schiff ein Platz im Rettungsboot angeboten wird, kann er es leicht als eine Unverschämtheit ansehen, ihn mitten im Abend-Diner zu stören. So geht es auch heute. Viele Menschen lassen sich nicht gerne abhalten - von allem nur Möglichem, das sie beschäftigt. Und nach dem Wohlfühlen kommt dann irgendwann die bittere Ernüchterung darüber, das Wesentliche für immer versäumt zu haben: ewiges Leben durch den Glauben an den Sohn Gottes.
Karl-Otto Herhaus