Glücklich ist der, dem der Herr die Sünden nicht mehr anrechnet.
Römer 4,8
»Ich habe der Umwelt erheblichen Schaden zugefügt«, lautet die drastische Erkenntnis, die Dirk Gratzel ereilte. Bis zu seinem Tod will der 54-jährige Aachener nun versuchen, seine Ökosünden wiedergutzumachen. Die Erde soll sagen können, »dass mein Leben hier nicht schlimm war«. Doch sind dem hohe Hürden gesetzt. Gratzel war für jährlich 27 Tonnen CO2 verantwortlich. Ein enormer Wert. Der Weltklimarat empfiehlt eine CO2-Emission von gerade mal zwei Tonnen pro Kopf und Jahr. Wenn auch durch Verzicht auf Flugreisen sowie durch Fahrradfahren, vegane Ernährung und maximal 45 Sekunden Duschzeit sich der CO2-Ausstoß deutlich verringern lässt, so muss er doch ernüchtert feststellen: »Meine Ökobilanz ist viel besser als die des Durchschnittsdeutschen, aber noch nicht neutral« - und weit entfernt von seinem Hauptziel, die Schulden der Vergangenheit abzubauen.
Noch viel aussichtsloser ist der Versuch, die moralische Schuld unseres Lebens abzutragen. Wir bestehlen unsere Mitmenschen, mogeln bei der Steuererklärung, machen Fehler in der Erziehung unserer Kinder, schädigen andere durch Un- und Halbwahrheiten und hinterlassen tiefe Wunden durch Untreue. Gott gegenüber leben wir in Rebellion und verweigern ihm den Respekt und die Loyalität. Anders als bei »Umweltsünden« kann man eine schlechte Tat oft nicht ausgleichen. Bei einem Bußgeldbescheid wegen überhöhter Geschwindigkeit kann ich mich nicht dadurch herausreden, dass ich vorher und nachher zehnmal die Regeln eingehalten habe. In Gottes Rechtssystem ist das auch nicht möglich. Es wird höchste Zeit anzuerkennen, dass wir unsere moralische Schuld Gott gegenüber selbst nicht abtragen können und ganz auf Gottes Vergebung und Wiedergutmachung angewiesen sind.
Gerrit Alberts