Das war ein Erfolgsmensch, wie er im Buche steht, in diesem Fall sogar im Buch der Bücher, nämlich in der Bibel. Wenn es um den eigenen Vorteil ging, war er nicht zimperlich; ob andere dadurch geschädigt wurden, scherte ihn wenig. Hindernisse waren für ihn dazu da, überwunden zu werden, wenn nötig, nutzte er dabei auch recht ausgefallene Methoden. So war er reich geworden, allerdings nicht angesehen, denn die meisten sahen wegen seiner Skrupellosigkeit geringschätzig auf ihn herab. Und das galt auch buchstäblich, denn körperlich war er klein geraten. Das bekam er nachdrücklich wieder zu spüren, als er beim Durchzug eines besonders Prominenten sich diesen auch anschauen wollte. Keiner ließ ihn an der Straße in die erste Reihe, und hinter den anderen konnte er nichts sehen. Doch er wäre nicht er gewesen, wenn er sich damit abgefunden hätte. Er lief hinter der Menschenmauer ein Stück voraus, sah einen Baum und schwupp, saß er im Geäst und hatte nun einen Logenplatz für das Geschehen. Das verlief allerdings anders, als er es erwartet hatte. Denn als der prominente Durchreisende bei dem Baum angekommen war, blieb er stehen, schaute hinauf und rief: »Komm schnell herunter, ich muss bei dir einkehren!«
Doch nun zu den Personen: Der Durchreisende war Jesus Christus, der Reiche der Oberzöllner Zachäus. Und das Ende der Geschichte? Das steht oben in dem Tagesvers. In der Gegenwart des Sohnes Gottes sah Zachäus den ganzen Müll in seinem Leben und wurde ein anderer Mensch. Und das gilt auch heute noch: Jesus Christus kann man nicht als Zaungast aus der Ferne betrachten, er fordert auf, sich aus der Gottesferne zu einem erfüllten Leben mit Gott rufen zu lassen. Otto Willenbrecht