Wir nannten sie alle »Tante Timke«, die kleine, zarte Missionarin, die lange in Indien ihren Dienst getan hat.
Sie war nicht nur für meine Eltern, sondern für viele Arbeiter in Gottes Reich im In- uns Ausland ein Vorbild an Konsequenz und geistlicher Kraft. Ich hebe immer noch einen Nähkasten aus Stachelschweinborsten auf, den sie meiner Mutter geschenkt hatte.
Diese kleine Frau ging einmal auf einem Pfad durch den Dschungel, als ein Tiger auf den Weg schlich und zum Sprung auf sie ansetzte. Tante Timke nahm ihren bunten Sonnenschirm und klappte ihn schnell immer auf und zu. Das erschreckte das riesige Raubtier dermaßen, dass es in den Dschungel zurücksprang.
»Die war eben geistesgegenwärtig«, wird mancher meinen - und das stimmt auch. Aber es passte eben in ihr Lebensbild. Sie war immer mit dem allmächtigen Gott verbunden, und sie war seines Geistes stets gewärtig, so dass es für sie gar nichts geben konnte, was sie aus der Fassung bringen konnte.
Wir haben es gewöhnlich nicht mit leibhaftigen Tigern zu tun; uns erschrecken aber schon wesentlich kleinere Anlässe, sodass wir zu unbesonnenen Reaktionen Zuflucht nehmen. Da kann uns solche Geschichte ein bisschen Mut machen, es auch mit Tante Timkes Gott zu versuchen, der uns dann wirklich Mut und die richtigen Gedanken eingeben kann, das Notwendige, das Not-wendende, zu tun.
Uns hilft ein bunter Sonnenschirm wohl eher selten; aber wenn wir bei einem Angriff gelassen bleiben und ruhig und besonnen antworten können, werden wir sowohl manchem Streit die Spitze abbrechen, als auch uns ein gutes Gewissen bewahren können. Gott will allen dabei helfen, die ihre Hoffnung auf seine Hilfe setzen.
Hermann Grabe