Es ist schon eine Weile her, als der Opa meiner Frau - Opa Peter - äußerte, ihm falle es schwer, Brot wegzuwerfen. Dass Brot auch mal trocken wird, kennen wir. Es ist naheliegend, es dann zu entsorgen und neues zu kaufen. Opa Peter denkt da anders: Er isst das Brot. Warum macht er das? Das sind doch nur wenige Cent!? Opa Peter wuchs in der Sowjetunion auf. Die Kriegsjahre hat er als Teenie miterlebt. Hunger, Kälte, Armut - alles hat Peter erlebt. Einmal, als sie mit einer Masse von Menschen auf der Flucht waren, hat er seine Familie aus den Augen verloren. Es vergingen viele Monate, in denen sie nichts voneinander wussten. Und Peter? Der schlug sich irgendwie durch - als Teeny. Die Zeit hat ihn sicher geprägt.
Und ich? Ich weiß nicht, was Hunger ist. Wenn ich mal doch kurzfristig hungrig bin, dann kann es daran liegen, dass ich morgens keine Lust hatte, ein Brot für die Arbeit zu schmieren. Ich habe immer genug anzuziehen. Ich kenne NUR Wohlstand! Meine Kinder erst recht.
Ist das ein Problem? Nicht unbedingt. Das Problem ist aber: Es ist für mich so selbstverständlich. Viel zu selten denke ich daran, dass ich zu einem ganz geringen Prozentsatz gehöre, denen es so geht. Das ist schade. Warum durfte ich in Deutschland groß werden? Warum habe ich Eltern, die mich gut versorgt haben? Warum muss ich mir keine Gedanken um das Essen für morgen machen? Viele Fragen kann ich nicht beantworten. Aber ich will nicht vergessen, wem ich das zu verdanken habe: Gott! Er ist der Geber aller guten Gaben. Ich will dankbar sein - nicht nur heute, am Erntedankfest. Ich will ein dankbarer Mensch sein, und das möglichst nicht nur durch Worte, sondern durch einen Lebensstil. Willi Dück