»Das ist eine historische Stunde, an die ihr euch noch lange erinnern werdet«, sagte meine Geschichtslehrerin, als vor 30 Jahren junge Menschen auf der Berliner Mauer unter dem Brandenburger Tor saßen. Mein Bruder war damals extra von seinem Studienort nach Berlin gefahren, um es selbst mitzuerleben. Die deutsche Wiedervereinigung ist der Schlusspunkt einer 40 Jahre langen Trennung Deutschlands (1949-1989), die durch die Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989 faktisch beendet wurde. »Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört«, kommentierte Willy Brandt, der Alt-Kanzler der 70er-Jahre, den Mauerfall.
Vor 2000 Jahren hat ein noch viel entscheidenderer Mauerfall stattgefunden. In dem Tagesvers haben wir davon gelesen, wie Menschen ohne Gott (Heiden) vereinigt wurden mit Menschen, die Gott kannten (Juden). Wie konnte das geschehen? Der Vers davor klärt uns auf: »Doch jetzt seid ihr, die ihr damals Fernstehende wart, durch die Verbindung mit Jesus Christus und durch sein Blut zu Nahestehenden geworden« (Epheser 2,13). Die Schulden zwischen Menschen und Gott hatten sich wie Mauern aufgetürmt (Jesaja 59,2). Aber durch den Glauben an Jesus Christus sind die einst Gottlosen zu Kindern Gottes geworden und wie Adoptivkinder in Gottes Familie aufgenommen worden (Epheser 1,5). Möglich wurde das »durch sein Blut« - ein Sinnbild für den Kreuzestod von Jesus Christus, an dem sein Blut floss und der damit die trennende Sündenschuld auslöschte - damit zusammenwachsen kann, was zusammen gehört. Der Unterschied zu Wiedervereinigung besteht darin, dass die Zusammengehörigkeit für alle besteht, die das glauben und für sich in Anspruch nehmen, egal, welcher ethnischen oder sonstigen Abstammung sie sind. Thomas Pommer