»Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen. Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei«, so heißt es in einem Volkslied. Der Dichter hat recht: Kein Mensch kann unsere Gedanken wissen. Wie steht es mit Gott?
Der König David formuliert es so: »Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge (also noch ein Gedanke), siehe, Herr, du weißt es genau« (Psalm 139,4). Gott kennt also unsere Gedanken, unsere unausgesprochenen Worte. Warum interessiert er sich dafür? Weil wir ihm wichtig sind und er großes Interesse an uns hat. Als unser Schöpfer sind wir ihm nicht gleichgültig. Sein Ziel ist es, dass auch in unseren Gedanken die Richtung stimmt. So hat Jesus seine Jünger korrigiert, wenn sie falsche Gedanken und Überlegungen hatten. Er fragte einmal seine engsten Mitarbeiter: »Was habt ihr unterwegs besprochen?« Sie aber schwiegen. Es war ihnen peinlich. Denn sie hatten sich auf dem Weg untereinander besprochen, wer der Größte sei. Weil Jesus ihre Gedanken und Gespräche kannte, knüpfte er dort an. In ihre Situation hinein erklärt er ihnen seine Maßstäbe:
»Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und aller Diener sein. Und er nahm ein Kind und stellte es in ihre Mitte; und er nahm es in seine Arme und sprach zu ihnen: Wer eins von solchen Kindern aufnehmen wird in meinem Namen, nimmt mich auf; und wer mich aufnehmen wird, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat (Gott, den Vater). Wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß.« Detlef Kranzmann