Die Kerguelen im südlichen Indischen Ozean haben deshalb eine traurige Berühmtheit erlangt, weil an fast 200 Tagen im Jahr Stürme bis zur Orkanstärke über diese zerklüfteten Inseln dahinbrausen. Bäume können dabei nicht wachsen und flugfähige Insekten gibt es auch nicht, weil sie alle längst in den Ozean gefegt worden sind.
Und doch krabbeln dort Käfer an den Wurzeln der Gräser oder des Kerguelenkohls herum. Das kommt daher, weil ihnen Gene fehlen, die funktionierende Flügel bauen können. Diese Tiere könnten sich also über ihre »Behinderung« freuen, falls sich Käfer freuen können, und falls sie die größeren Zusammenhänge ihres Schicksals zu überblicken vermögen.
Unser Tagesvers stammt nicht von einem Käfer, sondern von einem Menschen, der im Nachhinein zu der Erkenntnis kam, dass sein vermeintliches Unglück ein Segen für ihn war. Als seine schwere Krankheit ausbrach, hatte der König Hiskia vor Kummer geweint. Immerhin sollte er sterben, als er erst 39 Jahre alt war. Doch dann kam er wegen und während seiner Krankheit zu der Erkenntnis, dass Gott mehr von uns Menschen will, als wir von uns aus geben können. Und er bat Gott um die Vergebung aller seiner Sünden. Dabei spielte es keine Rolle, dass er zu den besten Königen Judas gezählt werden muss. Es gibt einfach niemand, der vor Gott fehlerlos ist; aber es gibt einen gnädigen Gott, der allen alles gern vergibt, die ihn darum bitten. Als Hiskia das begriffen hatte, dankte er Gott mit den Worten: »Du hast liebevoll meine Seele von der Grube der Vernichtung zurückgehalten; denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen« (Jesaja 38,17). Ein Handicap kann also ein großer Segen werden.
Hermann Grabe