Heute beginnt die Fastenzeit. Haben Sie sich auch vorgenommen, in den nächsten Wochen auf bestimmte Dinge zu verzichten? Vielleicht, denn in unserer Zeit erlebt das Fasten ja einen regelrechten Aufschwung. Viele Menschen fasten, weil sie sich davon gesundheitliche Vorteile oder gezielteren Genuss versprechen, andere suchen zweifelhafte »mystische Erfahrungen«. Die meisten aber möchten vermutlich nur ihr Körpergewicht wieder auf ein Normalmaß reduzieren!
In dem obigen Bibelvers ist diese Art von Fasten aber nicht gemeint, denn in biblischer Zeit galt Körperfülle als Zeichen des Wohlstandes. Gefastet wurde aus anderen Gründen, zum Beispiel beim Tod eines nahen Angehörigen oder als Zeichen echter Demütigung vor Gott. Wer fastete, wollte sich nicht durchs Essen ablenken lassen, sondern sich bewusst Zeit zum Gebet nehmen. Oft wurde diese innere Haltung auch durch äußere Zeichen zum Ausdruck gebracht: Der Fastende trug Sackkleider, unterließ die Körperpflege und streute sich Asche auf den Kopf.
Doch manche Leute versuchten, mit diesen Mitteln ihre eigene Frömmigkeit zur Schau zu stellen, ohne dabei wirklich zu fasten oder überhaupt an einer Beziehung zu Gott interessiert zu sein. »Seht nur, wie fromm der ist!«, staunten die Leute dann. »Er fastet und betet schon wieder!« Jesus Christus aber bezeichnet so ein aufgesetztes Verhalten, das sich an Menschen und nicht an Gott orientiert, als Heuchelei.
Ja, Gott lässt sich durch keine äußere Show beeindrucken, so fromm sie auch sein mag. Er schaut hinter die Fassade. Wird vielleicht mancher, der hier von anderen für seine äußere Frömmigkeit bewundert wurde, einmal von Gott als Heuchler bezeichnet werden?
Günter Seibert