Jeder hat ein Gewissen. »Gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen«, sagt der Volksmund. »Jeder muss tun, was er vor dem Gewissen verantworten kann«, ist ebenfalls eine geläufige Redensart. Allerdings vergisst man dabei oft etwas Wichtiges. Zwar ist das Gewissen eine innere Stimme, die uns sagt: Das ist recht und das nicht. Aber es urteilt nach Grundsätzen und Regeln, die es nicht selbst aufgestellt hat oder aufstellen kann. Unser Gewissen ist wie eine Waage, die uns anzeigt, ob die Ware, die wir in die Schale tun, im Gleichgewicht ist mit dem Gewicht, das wir in die andere Schale legen. Die Waage selbst kann uns allerdings keine Auskunft darüber geben, ob die Gewichte auch stimmen oder nicht. Das müssen wir andernorts erkunden. Auch sind die Gewissen der Menschen durch ihre unterschiedliche Erziehung unterschiedlich geprägt.
Daher muss jedes Gewissen erleuchtet werden, nämlich von Gott, durch Gottes Wort, die Heilige Schrift. Erst dadurch wird unser Gewissen fähig, wirklich gut und böse zu unterscheiden. Das Gewissen gehört zum Menschen, aber die nötige Erleuchtung kommt von Gott. Wichtig ist auch, dass wir nur unser eigenes Gewissen beurteilen können, nicht das anderer Menschen. Mit einem guten Gewissen sind wir ohne Angst und Sorge und haben den inneren Seelenfrieden. Handelt man gegen das Gewissen, kann man in schwere Gewissensnöte geraten. Erst wenn man sein Verschulden vor Gott und – wenn nötig – vor Menschen bekennt, wird man davon befreit.
Wenn man gewöhnt wird, auf das leise Mahnen des Gewissens zu achten, wird man immer mehr befähigt, zu Gottes Ehre zu leben. Und die Mitmenschen haben auch ihre Freude daran.
Karl-Heinz Gries