Nimm dich in Acht, dass du den HERRN nicht vergisst, der dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus.
5. Mose 6,12
Wissen Sie, warum Lothringen Lothringen heißt? Einfach gesagt darum: Es gab einmal einen Herrscher, der hieß Lothar, ein Enkel Karls des Großen, heute vor 1200 Jahren zum Mitkaiser gekrönt. Er übernahm das große Frankenreich von seinem Vater, musste aber seine beiden Brüder an der Herrschaft beteiligen. Den Westen erhielt Karl (der Kahle), den Osten erbte Ludwig (der Deutsche) und Lothar blieb Kaiser mit einem Mittelreich, das von Holland bis nach Norditalien reichte. Dieses Mittelreich wurde nach ihm bald Lotharingien genannt. So sind wir hier Deutsche und die im Westen Franzosen, und dazwischen gibt es noch Lothringen. Der Name dieses Herrschers wirkt damit bis in unsere Zeit hinein. Es scheint bei den meisten Deutschen allerdings üblich geworden zu sein, alles, was jenseits des 20. Jahrhunderts liegt, aus der Erinnerung zu streichen. Das gilt auch für Personen oder Sachverhalte, die bis heute unsere Gegenwart auf die eine oder andere Weise beeinflussen.
Wenn man das Alte Testament liest, finden sich viele Textstellen, in denen Vergangenes erwähnt wird. Oft steht dabei die Aufforderung, das Erlebte nicht zu vergessen: So sollten die Israeliten nicht vergessen, dass ihr Urvater ein heimatloser Aramäer (5. Mose 26,5) war. Im Tagesvers mahnt Gott die Israeliten, ja nicht zu vergessen, wem sie ihr Leben und ihre Freiheit verdanken. Dieses Wissen sollte für jeden Israeliten zum Gepäck gehören, um damit das eigene, gegenwärtige Leben geistig zu ordnen. Israel sollte aus seiner Geschichte lernen. Denn wenn man auf solches Wissen verzichtet und vergisst, dass man letztlich Gott alles verdankt, wird man schnell undankbar. Und man wiederholt Fehler, vor denen die Erinnerung an Vergangenes hätte bewahren sollen.
Karl-Otto Herhaus