»Wie der Acker, so die Rübchen, / wie die Väter, so die Bübchen; / wie die Mütter so die Töchter; / oder immer etwas schlechter!«
Diesen Kanon sangen wir als Studenten und wussten kaum, wie sehr das traurige Wahrheit ist. Mit dem Menschengeschlecht geht es nämlich genauso wie mit den Flüssen überall in der Welt. Der höchste Punkt eines jeden Flusses ist die Quelle, und von da geht es immer nur noch bergab. Niemals fließt Wasser bergauf.
Die einzige Möglichkeit, dass ein »Fluss« bergauf fließt, wäre ein Pumpspeicherwerk, wo nachts mit dem überschüssigen Strom der Heizkraftwerke Wasser in einen höheren Bergsee gepumpt wird, allerdings, um dann morgens umso schneller wieder bergab zu fließen.
In der Geschichte der christlichen Kirche nennt man solche »Pumpspeicherwerke« Erweckungen und im besten Fall eine Reformation, was ja mit Umformung übersetzt werden müsste. So etwas hat es hin und wieder gegeben, wie wir im letzten Jahr bei der 500-Jahrfeier der Reformation häufig genug gehört haben. Ob von der damaligen »Anhebung des Wasserstandes« heute noch etwas spürbar ist, mag jeder selbst beurteilen.
Aber Gott will uns nicht einfach immer weiter absinken lassen. Er hat jedem Einzelnen die Möglichkeit zu einer Erweckung gegeben. Die einzige Voraussetzung unsererseits besteht darin, den Bedarf einer Reformation zuzugeben und dann Gott um ein umgeformtes, verändertes Herz zu bitten, mit dem unser Lebensweg bergauf geht, bis er schließlich in den Himmel mündet. Die Voraussetzung dazu hat Gottes Sohn, Jesus Christus, geschaffen, indem er für unsere Schuld am Kreuz bezahlt hat.
Hermann Grabe