Abends kommt unsere Jüngste regelmäßig und fragt: »Wer spielt ein Spiel mit mir?« Dann kommt »Mensch ärgere dich nicht« aus dem Schrank oder eben auch jenes Spiel, das vor 50 Jahren vom Bäckereigesellen Werner Schöppner erfunden wurde: »Malefiz«. Schon als Kinder haben wir es gespielt, als junge Erwachsene und jetzt mit unseren Kindern. Haben wir es als Kinder und Jugendliche mit uneingeschränkter Begeisterung getan, sehen wir als Eltern auch die kritischen Seiten des Spiels. Mit den Blockiersteinen kann ein Spieler zusätzlich zum Schlagen der gegnerischen Figuren dem Spielnamen alle Ehre machen. Malefiz kommt von lateinisch maleficus, was »boshaft«, »übel handelnd« oder »gottlos« bedeutet. Beim »Mensch ärgere dich nicht« ist das Rauswerfen vom Würfelglück abhängig, beim Malefiz wird der Gegner durch das strategische Setzen der Steine außerdem absichtlich beeinträchtigt. Genau das soll zum Namen des Spieles geführt haben: Beim Probespiel im Hause des Verlegers Otto Maier soll dessen Ehefrau ausgerufen haben: »Du bist doch ein echter Malefiz!«
Was beim Malefiz nur Spiel ist und nach Beendigung der Partie ohne Folgen bleibt, führt im wirklichen Leben zu endlos viel Kummer und Herzeleid. Da wird aus Neid oder Rachsucht dem Nächsten ein Stein nach dem anderen in den Weg gelegt, um ihn abzudrängen und an ihm vorbeizuziehen. In der Wahl der Mittel wird man um so kaltschnäuziger, je weniger man an Gott und sein Gebot der Nächstenliebe denkt.
Wenn wir uns Gottes Menschenliebe und das Verhalten Jesu Christi zum Vorbild nähmen, würde aus manchem Malefiz, aus mancher Bosheit, ein Benefiz, eine Wohltat.
Gerhard Kimmich