Wussten Sie, das Hühner Charaktertiere sind? Bei allen Hühnern, die wir hatten, haben wir es beobachtet: Jedes Huhn ist anders, jedes hat seine Eigenarten; was aber eher selten bei Hühnern zu beobachten ist, das ist direktes Absondern oder Fernhalten von der Gruppe. Hühner gehen nicht immer sehr pfleglich miteinander um, aber sie scheinen begriffen zu haben, dass sie einander brauchen. Vor Hühnerräubern aller Art sind Hühner am sichersten in der Gruppe, bis auf - ja - bis auf das Eine, was auf diesen Schutz meinte verzichten zu können. Zeitweise über 50 Meter von der restlichen Truppe entfernt, genoss dieses Huhn sein »Eigenbrödlerdasein«, hoffte immer, besonders leckere Dinge zu entdecken und nicht mit den anderen teilen zu müssen ... Bis zu dem Tag, an dem der Hund auf der Wiese - ziemlich weit weg - einen Federhaufen entdeckte, und mitten drin das vom Bussard geschlagene Huhn. Ein einzelnes Huhn, das irgendwo frisst, kann nicht zugleich aufpassen - ist also die willkommene Beute für den Bussard.
Hühner brauchen den Schutz der Gruppe - und Christen brauchen ihn erst recht! Die brauchen wie die Schafe sogar einen Hirten, wenn sie nicht umkommen sollen.
Vielleicht hatte man sich über einen Prediger oder ein anderes Gemeindemitglied geärgert, vielleicht fühlte man sich auch einfach zu beschäftigt - irgendwann wurde die Teilnahme an den Veranstaltungen der Gemeinde nur noch willkürliche Beliebigkeit, und dann ist es eine Frage der Zeit, bis jemand gar nicht mehr kommt und - der Glaube zerbricht. Es ist bezeichnend, dass das Wort in unserem Tagesvers, das hier mit »versäumen« übersetzt wird, auch »aufgeben« heißt ... Erwin Kramer