Wenn Menschen über Gott nachdenken, kommen viele an einen Punkt, mit dem sie nicht klar kommen. Einerseits soll Gott der liebevolle Vater sein, der sich um uns kümmert, unsere Sorgen versteht und uns unsere Fehler gerne vergibt; andererseits wird Gott auch als der Heilige und Unnahbare dargestellt, der mit Gericht droht und Menschen bestraft. Das passt doch nicht zusammen. Was stimmt denn eigentlich?
So unvereinbar es unserem Verstand erscheinen mag, beide Züge gehören zum Wesen Gottes. Gott ist der Heilige und Gerechte, der Sünde nicht übersehen kann und richten muss, aber er ist auch der barmherzige Gott, der sich uns liebevoll zuwendet.
In der Physik des Lichtes haben wir ein Anschauungsbeispiel für zwei unvereinbare Eigenschaften, die neben einander stehen bleiben müssen. Es ist allgemein bekannt, dass sich Licht in Form von Wellen ausbreitet. Die Farbe eines Lichtstrahls ist abhängig von der Wellenlänge des Lichtes. Licht anderer Wellenlänge hat auch eine andere Farbe. Manche Erscheinungen lassen sich aber nur so erklären, dass Licht ein Strom von Teilchen, von Photonen, ist. So arbeiten z.B. die Lichtmühlen, die man in Geschenkartikelläden sehen kann, nach diesem Prinzip. In der Physik spricht man vom Welle-Teilchen-Dualismus. Licht ist also sowohl eine Welle, als auch ein Teilchenstrahl. Beide Aussagen stimmen und beleuchten jeweils eine Eigenschaft des Lichtes.
Genauso verhält es sich mit dem Wesen Gottes, beide Seiten, sowohl Heiligkeit als auch Liebe gehören zu seinem Wesen.
Bernhard Volkmann