Es ist eine der unheimlichsten Geschichten der Bibel: Der König Herodes feiert mit Pomp und Gloria seinen Geburtstag, alle wichtigen Leute des Landes hat er eingeladen, um seine Größe zu demonstrieren. Das Essen ist vom Feinsten und wahrscheinlich fließt auch sehr viel Wein. Dann betritt eine junge Frau den Raum, fast noch ein Mädchen, und tanzt zum Vergnügen der Gäste. Sie ist die Stieftochter des Königs und tanzt so hinreißend und verführerisch, dass alle begeistert sind und Herodes ihr einen Wunsch gewährt. Hätte sie sich einfach einen mädchenhaften Traum erfüllt, ein neues Kleid oder eine goldene Kette, dann wäre die Geschichte hier zu Ende. Aber sie fragt ihre Mutter Herodias. Und diese Mutter ist eine Frau mit einem schlechten Gewissen und einem großen Hass im Herzen.
Dieser betrifft den Propheten Johannes, der ungeschminkt die Wahrheit sagt und auch vor Mächtigen kein Blatt vor den Mund nimmt. Sünde sei es, hat er ungeschminkt behauptet, dass Herodes seinem Bruder die Ehefrau weggenommen hat, um sie, Herodias, dann selbst zu heiraten. Dafür schmachtet der Zeuge der Wahrheit nun im dunklen Kerker des Palastes. Doch das reicht der gekränkten Herodias nicht: »Lass dir den Kopf Johannes' des Täufers geben!«, befiehlt sie ihrer Tochter. Und so geschieht es.
Die Stimme des Gewissens sticht manchmal unangenehm. Und doch wäre es schlimm, sie zum Schweigen zu bringen. Das muss gar nicht auf so krasse Weise geschehen wie in dem oben geschilderten Fall. Es geschieht leider tausendfach auf ganz einfache Weise im Alltag so vieler Menschen: Sie verschließen ihre Ohren und ihr Herz, bis bald gar nichts mehr da hineindringt. Nutzen wir doch lieber die Chance zur Umkehr, und setzen wir alles daran, der Wahrheit Raum zu geben!
Elisabeth Weise