Weil wir Menschen bei einer Beerdigung so deutlich unsere erbärmliche Ohnmacht gegen die Gewalt des Todes spüren, wissen wir oft gar nichts zu sagen. Und wenn wir sagen: »Weine nicht!«, so haben wir gar kein Recht dazu. Was können wir denn anbieten als nur unser Mitgefühl, und das drücken wir aufrichtiger aus, wenn wir die Trauernden weinen lassen und bei ihnen bleiben, damit sie unsere Nähe empfinden. Das ist bei dem Herrn Jesus Christus ganz anders. Wenn er sagt: »Weine nicht!«, dann hat er sich schon längst vorgenommen, den Anlass des Kummers zu beseitigen. Zuerst rührt er die Bahre an. Das zwingt die Leichenträger zum Stehenbleiben.
Er kann einem jungen und auch einem alten Menschen das Verderbliche seines Treibens deutlich machen, so dass die Sucht oder eine andere Sünde ihre Anziehungskraft verliert und er einsieht, auf welchem Weg er sich befindet. Das heißt noch nicht, dass er zu einem neuen Leben erwacht ist, sondern nur, dass er sein Elend endlich wahrnimmt. Und dann tritt Christus ganz deutlich in das Leben dieses Menschen und erweckt ihn, wie die Bibel die Bekehrung auch nennt. Er bekommt neues Leben durch den Zuspruch dessen, der vom Tode zu erretten vermag. Wir lesen in der Geschichte: »Jüngling, ich sage dir, stehe auf!« Wenn wir das sagen würden, passierte gar nichts; aber wenn er das sagt, dann stehen sogar die Toten auf.
Der junge Mann setzte sich sofort aufrecht hin und begann zu reden. Wir wissen nicht, was er gesagt hat. Aber wir wissen wohl, dass alle, denen Christus neues Leben schenkte, ihm gedankt haben. Das ist so etwas wie das Markenzeichen des neuen Lebens als Christ.
Hermann Grabe