Der evangelische Pfarrer Paul Humburg (1878–1945) ließ die folgenden Worte von seinen Konfirmanden nachsprechen: »Es gibt keinen lieben Gott!« Was ist davon zu halten? Als Theologe war er selbst davon überzeugt, dass Gott Liebe ist. Er war sogar bereit, für seinen Glauben einen Preis zu bezahlen, indem er auch während der Naziherrschaft zu seinem Gott hielt und sich gegen die Nazis stellte. Wie ist sein Vorgehen zu verstehen?
Pfarrer Humburg muss verstanden haben, dass der Mensch sich durch seine Haltung gegenüber Gott in große Probleme manövriert hat. Der Mensch hat in der Tat durch sein Leben die Satzungen des Teufels unterzeichnet. Jede Handlung, jedes Wort, jeder Gedanke, der nicht Gottes gutem Maßstab entspricht, unterstreicht dies. Es würde wohl niemand auf Facebook einen Diktator »liken«, der sein eigenes Volk verhungern lässt. Durch die Wirklichkeit des eigenen Lebens hat aber jeder Mensch den Teufel »geliked«. Der Mensch hat sich zum Feind Gottes gemacht und wird einst zur Rechenschaft gezogen. Deshalb ist es wichtig, das richtige Verständnis von Gott zu haben.
Es war Ausdruck höchster Fürsorge von dem Seelsorger Humburg, seinen ihm anvertrauten Jugendlichen klarzumachen, dass die gängige Gottesvorstellung vom »lieben Gott« falsch ist. Gott ist nicht ein langbärtiger, schwerhöriger und kurzsichtiger Opa, der bei seinen modernen Enkeln alles durchgehen lässt, nur um deren Gunst nicht zu verspielen. Um gnädig sein zu können, hat Gott seinen eigenen Sohn Jesus Christus »dahingegeben«, sodass dieser von Menschen blutig ans Kreuz geschlagen wurde. Nur wer erkennt, dass Gott dies zur Vergebung unserer Sünde geschehen lassen musste, damit wir in Gemeinschaft mit Gott leben können, der kann zu Recht von dem liebenden Gott reden.
Andreas Burghardt