Ich bin mit meiner Familie auf der Bayerischen Landesgartenschau in Memmingen. Kurz vor dem Ausgang steht plötzlich ein kleiner Junge neben mir. Er streckt mir eine rote Rose entgegen und fragt: »Darf ich Ihnen diese Rose schenken. Sie kostet nichts.« Überrascht entgegne ich: »Das ist aber nett von dir. Danke, ich nehme die Rose sehr gerne!« Die Mutter des Kleinen sitzt mit einem anderen Kind auf einer Bank und sagt lächelnd: »Jetzt freut er sich! Er war ganz traurig, weil er die Rose schon so vielen Leuten angeboten hat, aber niemand wollte sie nehmen.«
Es scheint so, als ob es Gott in Jesaja 55,1-3 ähnlich ergeht wie diesem Jungen. Er steht am Lebensweg der Menschen und sieht zu, wie sie auf der Suche nach Leben an ihm vorbeigehen, um sich eigene »Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten« (Jeremia 2,13). Er ist traurig, weil er weiß, welchen Schaden wir uns selbst zufügen. Er hat sein Angebot schon so vielen gemacht, aber nur wenige wollen es annehmen. Dann kommen wir vorbei. Von Liebe und Mitleid bewegt steht er auf, geht uns entgegen, ja, läuft uns nach und bietet uns das Leben an, nach dem wir eigentlich suchen. Er hält es uns entgegen und ruft uns zu: »Auf, ihr Durstigen, alle, kommt zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und esst! Ja, kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch! Warum wiegt ihr Geld ab für das, was kein Brot ist, und euren Verdienst für das, was nicht sättigt?« Und dann folgt noch der dringende Appell unseres Bibelverses.
Nehmen wir sein Angebot an? Oder gehen wir, wie die meisten Menschen, achtlos an ihm vorüber? Peter Güthler