Als vor Jahrzehnten die ersten Zahnspangen Kindergesichter schmückten, fragte man sich erschrocken, welches Leid wohl das arme Kind getroffen habe. Das tat aber der Fröhlichkeit der Mädchen, sie waren nämlich am häufigsten damit geschmückt, keinen Abbruch. Man musste sich nur an die zischelnde Aussprache gewöhnen. Dann gehörte auch das zum Alltag, und man sagte sich: Das geht vorbei!
In der Regel geht das auch vorbei. Dass es aber noch einmal wiederkommen kann, und zwar auf höchst merkwürdige Weise, konnte ich während einer Autofahrt dem Radio entnehmen. Ich glaubte meinen Ohren nicht trauen. In Japan und Amerika fangen Frauen an, Zahnspangen zu tragen, auch wenn sie es nicht nötig haben. Warum also tun sie das?
Kenner der Szene sagen nun, es sei das Streben nach jugendlichem Aussehen, welches die Frauen animiere, sich mit der Zahnspange zu zeigen. Diese vermittle den Eindruck größter Jugendlichkeit. Wer eine Zahnspange trägt, wirkt jung.
Aber lässt sich unsere Lebensuhr dadurch zurückdrehen? Vielmehr sollten wir die ersten winzigen Fältchen und das erste graue Haar als Zeichen für unser Erwachsensein ansehen und versuchen, für uns selbst und auch für die uns Anvertrauten Verantwortung zu übernehmen. Gott hat ein Ziel für jeden Menschen, ob er es glaubt oder nicht. Dies Ziel ist das Reifwerden, wodurch wir immer deutlicher erkennen, wozu wir überhaupt auf diesen Globus gekommen sind. Und wenn wir Gott um Einsicht bitten, wird er jedem von uns zeigen, worin unsere Aufgaben bestehen; und wir werden dann sehen, dass er uns auch die dafür nötigen Gaben verleiht. Seelische Schönheit ist mehr als Jugend. Und Gott zu gefallen, ist besser als Zahnspangen. Karl-Otto Herhaus