Wenn Gott den Menschen erlaubt und ermöglicht, etwas Gutes zu tun, kann er nicht dulden, dass sie den Ruhm dafür an ihre eigenen Fahnen heften, weil das einfach nicht wahr ist. Denn »alles Gute kommt von oben herab«, heißt es nicht nur im Sprichwort, sondern auch in der Bibel. Gestern hörten wir, dass die Jünger bei der »Speisung der 5000« Berge von Broten und Fischen an die vielen Menschen ausgeteilt hatten. Nun entließ ihr Herr die Leute, und die Jünger standen dabei.
Und plötzlich befahl er ganz entschieden, sie sollten sich im Boot auf den Weg nach dem Dorf Bethsaida machen. Was mag da geschehen sein? Es steht nicht in der Bibel; aber es könnte ja sein, dass die Jünger sich von den Leuten feiern ließen. Von wem die Brote eigentlich kamen, hatten ja nur die gesehen, die ganz vorne saßen. Die meisten hatten nur mitbekommen, dass Petrus und Johannes und die anderen Jünger ihnen die Brote und Fische ausgeteilt hatten. Und als man sie wieder erkannte, zeigte man ihnen Dankbarkeit und Ehrerbietung. Das war aus Sicht der Leute verständlich; aber höchst unpassend war es, wenn die Jünger es entsprechend annahmen, ohne auf den eigentlichen Geber hinzuweisen. Auch heute lassen sich Menschen gern für Talente feiern, die ihnen doch nur von Gott geliehen worden sind.
So schickte der Herr sie schnellstens fort.
Zum guten Benehmen gehört auch heute noch, dass man mit seinen guten oder großartigen Taten nicht angibt. Eine Wurzel für solch ein Verhalten stammt sicher aus Zeiten, als das Christentum noch die Tugendregeln bestimmte. Man wollte einfach dem die Ehre geben, dem sie letztendlich zustand.
Hermann Grabe