Gestern haben wir gehört, dass Jesus Christus seine Jünger in die Stille führte, um ihnen Zeit und Gelegenheit zum Nachdenken zu geben. Sie nutzten beides schlecht, und als sie das Boot festgemacht hatten, sahen sie Tausende von Leuten, die schon auf ihren Herrn warteten. Ihm taten die armen Leute leid, weil sie »wie Schafe ohne Hirten« waren. Von den Jüngern lesen wir nichts von Mitleid. Sie dachten nur an die Peinlichkeit, die Menschen hungrig in die Nacht hinausschicken zu müssen. »Entlass sie!«, war das einzige Rezept, das ihnen einfiel.
Ihr Herr aber hatte ihre Angeberei nicht vergessen und sagte darauf anspielend: »Gebt ihr ihnen zu essen!« Sie hatten doch so große Dinge getan. Aber nun zeigte sich, was sie wirklich vermochten. Die Sache wurde für sie noch unangenehmer, als ihr Lehrer fragte: »Wie viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach!« Sie mussten zugeben, gar nichts zu haben, hätte nicht ein Junge ihnen sein Lunchpaket mit 5 Broten und zwei kleinen Fischen geschenkt. Aber das durfte man ja kaum erwähnen angesichts der riesigen Menschenmenge.
Nun folgt die Geschichte von der »Speisung der 5000«; sie ist eine der bekanntesten aus der Bibel. Dabei sollten die Jünger lernen, was sie bisher nicht bedacht hatten: »Wir sind im besten Fall die Kellner unseres Herrn, die das austeilen dürfen, was er bereitet hat.«
Ob wir nun an Gott glauben oder nicht, es gilt für alle Menschen: Wir können einzig das tun, wofür uns Gott zuvor die Mittel dargereicht hat. Selbst jeden Atemzug muss er uns erlauben – ob wir es glauben oder nicht. Mit einem so großen Gott sollte man so bald wie möglich Frieden schließen.
Hermann Grabe