Im Chemieunterricht führe ich manchmal ein einfaches, aber eindrucksvolles Experiment durch. In einem Standzylinder mit Deckel befindet sich eine farblose Flüssigkeit. Wenn man die Flüssigkeit kurz schüttelt, wird sie blau. Lässt man nun diese blaue Lösung ruhig stehen, so verschwindet nach ca. 1 Minute - von unten beginnend - die blaue Farbe und die Lösung wird wieder farblos. Bei erneutem Schütteln tritt die blaue Farbe wieder auf. Dieser Versuch lässt sich sehr oft wiederholen. In der Fachsprache wird er »Blue-Bottle-Experiment« genannt. Beim Schütteln wird das farblose Leukomethylenblau vom Luftsauerstoff zu dem Farbstoff Methylenblau oxidiert.
Ein ähnliches Verhalten wie die blaue Lösung zeigen manche Christen. Erst sieht man Farbe und Frische in ihrem Leben. Doch nach einiger Zeit verblasst der Glaube und das Leben wird farblos und langweilig. Man lebt so in den Tag hinein. Sie müssen erst durch bestimmte Ereignisse kräftig wachgerüttelt werden, damit der Glaube wieder sichtbar wird. Nach so einem Ereignis (einer Predigt, einer Krankheit, einem Erlebnis) geht es eine Zeit lang gut. Doch später fallen sie in ihren alten Trott zurück.
Auch den Christen in Ephesus, an die Paulus seinen Brief schrieb, ging es so. Mit dem Brief wollte er sie wachrütteln, damit ihre Liebe und Hingabe erhalten blieb. Der Lebensstil von Christen soll sich unterscheiden von dem Lebensstil der Menschen, die Gott nicht kennen. Wir brauchen frischen »Sauerstoff« von jemandem, der uns aus unserem Schlaf aufweckt. Dann wird Christus Farbe in unser Leben bringen und man wird sehen, wie sich der Glaube im Alltag äußert.
Uwe Harald Böhm