Fritz Rienecker erzählt von dem Dichter Fritz Reuter (1810-1874), dessen Werke viel frohen Mut ausstrahlten, er habe sehr viel Not mit seinem schweren Leiden gehabt, das ihm in einer siebenjährigen Festungshaft entstanden war. Nicht nur leibliche Qualen hatte er auszuhalten, auch sein Gemüt wurde aufs Tiefste erschüttert, sodass er immer wieder glaubte, sterben zu müssen. Doch entstand das Beste, was dieser vielgeprüfte Mann geschrieben hat, nach solchen Leidenstagen und -nächten.
Es war auch in solch einer Leidensnacht, als er seiner Frau, die ihn mit unendlicher Liebe, Sorge und Geduld über 23 Jahre hinweg gepflegt hat, seine Grabinschrift diktierte:
»Der Anfang, das Ende, o Herr, sie sind Dein, die Spanne dazwischen, das Leben, war mein, und irrt ich im Dunkeln und fand nicht mehr aus, bei Dir, Herr, ist Klarheit, und Licht ist Dein Haus!«
Den meisten, die ich kenne, geht es besser als Fritz Reuter, sowohl was die körperlichen Schmerzen als auch die Depressionen angeht, die er durchmachen musste. Und doch hört man viele Klagen und Schuldzuweisungen an Eltern, Lehrer, Politiker und Kirchen und Gesellschaft.
Ach, wenn doch diese Leute begreifen wollten, dass alle Not nur von einem liebenden Gott veranlasst wurde, damit wir erkennen, dass dieses Erdenleben nur die Vorbereitung auf die Ewigkeit ist, und damit wir auf Gott unser Vertrauen setzen und uns von ihm finden und retten lassen! Unser Verlorensein und unsere Gottesferne werden in Leidenstagen deutlicher sichtbar als in guten Tagen, die wir meistens nicht als besonderen Gnadenerweis, sondern als Selbstverständlichkeit betrachten. Gott aber hat Besseres mit uns vor.
Hermann Grabe