Eine Gruppe von Jungen hatte sich im Wald eine Bude gebaut und einen eigenen Club gegründet. Die Eltern waren erstaunt, als sie hörten, dass der Präsident erst vier Jahre alt war. Zunächst hielten sie das Kind für eine geborene Führerfigur. Doch dann erklärte ein älteres Clubmitglied, wie es dazu kam: »Der Kleine konnte nicht Schriftführer werden, weil er noch nicht schreiben kann. Auch zum Kassenwart taugte er nicht, weil er noch nicht einmal richtig bis 20 zählt. Zum Hauswart konnten wir ihn auch nicht ernennen; denn es wäre viel zu gefährlich, ihn mit Hammer und Nägeln die Leiter hochsteigen oder mit der Säge hantieren zu lassen. So blieb für ihn nichts anderes als das Präsidentenamt übrig, weil wir ihn nicht heimschicken wollten.«
Sehen wir uns den Tagesvers an, so entspricht das Verhalten dieser Jungen genau dem, was der Apostel Paulus von allen Christen erwartet. Wir sollen auf schwache Menschen so zugehen, dass ihnen ihre Schwäche nicht dauernd vor Augen gehalten wird, sondern eine Nische suchen, die sie ausfüllen können, auch wenn wir alle dafür einen Verzicht leisten müssen. Die Haltung, die uns die Augen für eine solche Nische öffnet, ist die Nächstenliebe.
In dem Buch »Jürnjakob Swen, der Amerikafahrer« steht: »Eine Mutter sucht ihrer Kinder Bestes und findet es auch.«
Warum fällt es uns oft so schwer, das Beste unseres schwächeren Nächsten zu finden? Ich meine, dass uns die Eigenliebe die Augen zuhält, so dass wir nichts für ihn finden können. Und wenn - wie überall beklagt wird - die Eigenliebe ständig zunimmt, wird es auch immer mehr Menschen geben, die auf der Strecke bleiben. Wir sollten uns gegen den Trend stellen!
Hermann Grabe