Einige Jahre lebte die alte Dame nun schon alleine mit ihren Hunden in einer Holzhütte auf dem Campingplatz. Ihr Ehemann war verstorben, aber sie kam recht gut klar als Witwe. Neulich war sie unglücklich hingefallen, hatte sich den Arm gebrochen und war daher vermehrt auf Nachbarschaftshilfe angewiesen. Während unserer Unterhaltung berichtet sie mit erkennbarem Stolz aus ihrem Leben, von der damaligen Firma mit ihrem Mann, von ihren Hobbys und Reisen. Eine gestandene Frau, die auf ein erfülltes Leben zurückblicken konnte. Als allerdings die Frage auf ihre Kinder zu sprechen kommt, wird sie ernst und zögerlich. Ja, sie habe einen Sohn, aber der habe sich damals etwas so Schwerwiegendes zuschulden kommen lassen, dass seitdem jeder Kontakt zu ihm abgebrochen und nicht mehr erwünscht sei.
Wie traurig! Eine von zahllosen Beispielgeschichten, die einen Eindruck vom Zerbruch vieler familiärer Beziehungen vermittelt. War der Auslöser bei der Dame ein handfester Streit mit ihrem Sohn oder nur ein Missverständnis? Ging es um Geld, um den Bruch mit einer Familientradition oder nur um eine Lappalie?
Die Ursache ist eigentlich unerheblich, schrecklich dagegen das jahrelange eisige Schweigen und Nachtragen. Schrecklich auch die Folgen für einen selbst. Mit Bitterkeit im Herzen gegenüber einer anderen Person schaden wir uns selbst am meisten. Der Groll nagt in uns, frisst sich fest und vertreibt die Leichtigkeit aus der Seele. Viele Menschen werden darüber gemütskrank. Schlimmer noch sind die ewigen Konsequenzen. Zum Thema Unversöhnlichkeit hatte Jesus klare Worte zu sagen: Wenn wir nicht bereit sind, einem Menschen zu vergeben, brauchen wir nicht mit Gottes Vergebung uns gegenüber zu rechnen. Arndt Plock