Hin und wieder hört man von Unfällen mit sogenannten »gezähmten« Raubkatzen. So z. B. im Dezember 2009 in Hamburg, wo ein Dompteur während einer Vorführung im Zirkus stolperte. Drei von fünf Tigern stürzten sich sofort auf den am Boden liegenden Mann und fügten ihm vor den Augen der entsetzten Zuschauer schwerste Verletzungen an Brust, Bauch und Kopf zu. Seiner Gefahr scheint sich der junge Dompteur stets bewusst gewesen zu sein: »Es sind wilde Tiere, man kann sie nicht zähmen, nur trainieren«, hatte er vorher in einem Interview erklärt.
Auch in uns Menschen steckt ein Potential, das für andere gefährlich werden kann, wenn wir gereizt werden. Schon geringfügige Anlässe können dazu führen, dass es zum Ausbruch kommt. Dann sind wir ähnlich »unberechenbar« wie die oben erwähnten Tiger, stürzen uns auf unser Opfer und lassen nicht eher von ihm ab, bis es sich nicht mehr wehren kann.
Unser Tagesvers spricht von einer durch die Sünde in uns wohnenden Neigung zum Bösen, die immer wieder zum Vorschein kommt, selbst wenn wir es nicht wollen. Paulus, der diesen verzweifelten Ausruf niederschrieb, stellt mit Recht die Frage: Wer wird mich davon erlösen? Er gestand ein, dass er allein hilflos war. Doch dann lernte er Jesus kennen, der ihm Kraft gab, das Böse zu überwinden: »Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!« Damit gibt er sich und uns Antwort auf seine Frage. Dank Jesus Christus konnte er sein Denken und Handeln einem anderen Prinzip unterordnen, nämlich dem des Gehorsams gegenüber Gott. Gottes Geist zog ihn förmlich weg von seinem natürlichen sündigen Wesen hin zu der konsequenten Ausrichtung darauf, den Willen Gottes zu tun.
Joachim Pletsch