Es läuft nicht gut für den Oberbefehlshaber des römischen Heeres in Spanien, Gaius Hostilius Mancinus: Die Stadt Numantia leistet erbitterten Widerstand. Schließlich werden die Römer eingekreist und erleiden eine herbe Niederlage. Nur durch einen Friedensvertrag kann Mancinus freien Abzug bekommen, während alle Waffen den Feinden in die Hände fallen. Der römische Senat ist empört, dass Mancinus sich vor den zahlenmäßig weit unterlegenen Spaniern geschlagen gegeben hat, und weigert sich, den Friedensvertrag zu ratifizieren. Mancinus drohen schlimmste Konsequenzen. Schließlich bietet er an, sich zur Annullierung des Vertrags den Numantinern auszuliefern. Gefesselt und verlassen wird er den Feinden angeboten. Der Geschichtsschreiber Orosius schildert die dramatische Szene: »Mit entblößtem Körper und hinter dem Rücken zusammengebundenen Händen wurde dieser vor den Toren der Numantiner zur Schau gestellt. Dort bot er, bis in die Nacht bleibend, von den Seinen verlassen, von den Feinden aber nicht aufgenommen, beiden Seiten einen beweinenswerten Anblick.«
Ca. 170 Jahre später steht ein anderer Mann zwischen den Fronten. Er ist mehr als ein Heerführer, er ist Gottes Sohn. Viele Stunden lang hängt er an einem Kreuz, von seinem Gott im Himmel verlassen, von den Menschen abgelehnt. Zwischen Himmel und Erde, zwischen Mensch und Gott. Zur Schau gestellt und der Verachtung preisgegeben. Während Mancinus die schreckliche Nacht überlebte, stirbt Jesus zwischen den Fronten in völliger Einsamkeit.
Mancinus’ Geschichte ist spannend, doch letztlich hat sie nichts mit meinem Leben zu tun. Doch was mit Jesus Christus passierte, ist für mich von größter Bedeutung. Denn er war für meine Schuld zwischen den Fronten und wurde von Gott wegen meiner Sünde verlassen.
Elisabeth Weise