Da sprach Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!
Johannes 8,31-32
Plötzlich fiel das ganze Kartenhaus zusammen: Die über Jahrzehnte aufgebaute Lebenslüge war aufgedeckt. Die SPD-Politikerin Petra Hinz hatte ihren Lebenslauf grob verfälscht: Das erreichte Abitur war erfunden, ebenso wie das darauffolgende Jura-Studium und ihre Arbeit als Anwältin. Die Bundestagsabgeordnete musste viel Häme und Kritik über sich ergehen lassen und gab schließlich ihr Mandat zurück. Ihre Lüge begann schon früh, wie sie in einem Interview sagte: »Ich habe meine Eltern und meine Familie angelogen, und dann hat sich das wie ein roter Faden weiter durch mein Leben gezogen.«
Was treibt einen Menschen an, jahrelang seine eigene Familie anzulügen die berufliche Karriere auf einer Unwahrheit aufzubauen? Leistungsdruck? Scham? Gerissenheit? Selbstbetrug? Was auch immer es ist, der Fall zeigt deutlich auf, wie gefährlich ein Leben in Unwahrheit und Lüge ist. Wer andere und womöglich sich selbst anlügt oder verbirgt, was man sich hat zuschulden kommen lassen, baut sein Lebenshaus auf wackligen Füßen. Irgendwann kommt die Wahrheit doch ans Licht, und bis dahin muss man immer fürchten, dass es bald so weit sein könnte.
Jesus bietet eine bessere Alternative: Er verspricht seinen Jüngern, dass sie »die Wahrheit erkennen werden«, die sie »frei machen« wird. Damit ist jedoch viel mehr gemeint als bloßes »Nicht-Lügen«. Ein Leben in Wahrheit meint, offen und ehrlich vor Gott und den Menschen zu leben und in der Beziehung zu Gott zu erkennen, wie man selbst ist und wie Gott ist und die Welt beschaffen ist. Selbst lange versteckte Schuld können wir dann ans Licht bringen in dem Wissen, dass Gott gerne vergibt und keinen perfekten Lebenslauf von uns erwartet.
Sebastian Lüling