So lehre uns denn zählen unsere Tage, auf dass wir ein weises Herz erlangen.
Psalm 90,12
Von Leonard Simon Nimoy (1931-2015), Sohn jüdisch-ukrainischer Einwanderer und besser bekannt als Mr. Spock aus den »Star-Trek«-Filmen, wird berichtet, dass er eine Uhr trug, die rückwärtslief. Auslöser war die von Nimoy in Auftrag gegebene Lebenserwartungsberechnung bei einer Lebensversicherung. Anhand der Daten zum Alter und Gesundheitszustand war das voraussichtliche Ende errechnet worden. In einem in der »Welt am Sonntag« veröffentlichten Interview im März 2015 sagte Nimoy dazu: »Das hat mir die Augen geöffnet. Es war eine Vergewisserung, wie schnell die Zeit vergeht und wie viel mir noch bleibt.« Fortan trug er eine Uhr, die ihm rückwärts tickend täglich anzeigte, wie viele Jahre ihm nach der Berechnung der Versicherungsgesellschaft noch blieben. Faszinierend! Zur Zeit der Veröffentlichung des Interviews war er dann bereits einen Monat tot.
Wir zählen unser Leben nach Jahren. Aber diese Sprünge scheinen zu groß zu sein, wenn man seine Vergänglichkeit nicht aus den Augen verlieren will. Gott empfiehlt im heutigen Tagesvers andere Zähleinheiten - nämlich Tage. Nicht »Lehre uns zählen unsere Jahre«, sondern »Lehre uns zählen unsere Tage«.
Das Zählen der Tage hat ein Ziel: »... damit wir ein weises Herz erlangen.« Das Zählen soll uns zu einem weisen Herz führen. Ein weises Herz, das danach fragt, was es mit den verbleibenden Tagen machen soll. Ein weises Herz, das begreift, dass das Zählen der Tage zur Erkenntnis der eigenen Vergänglichkeit führt und dass mit jedem weiteren gezählten Tag das persönliche Ende immer näher kommt. Ein weises Herz, das sich seines Verfallsdatums bewusst ist und deshalb aufhört, seine Zeit zu vergeuden, und vielmehr weise mit dem kostbaren Gut von Stunden und Tagen umgeht.
Martin von der Mühlen