Sicher haben Sie auch schon einmal das Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit gesehen: die Göttin Dike, die eine Balkenwaage in der Hand hält. Damit soll symbolisch dargestellt werden, was ein Richter normalerweise tut: Er vergleicht eine Situation, z.B. eine Tat, mit dem Rechtsmaßstab, dem Gesetz. Genauso, wie man ein Kilogramm Äpfel mit einem 1-Kilogramm-Gewichtsstein abwägt oder vergleicht.
Dieses Prinzip findet man auch in der Bibel. Nur muss man folgendes bedenken: Leider glauben viele, die guten und die schlechten Taten müssten sich die Waage halten, um vor Gott gerade noch mit einem blauen Auge davonzukommen. Doch das ist ein fataler Irrtum. Es geht nicht um das Abwägen unserer Taten, sondern dass sie mit der absoluten Gerechtigkeit Gottes verglichen werden. Liegt nur eine einzige Sünde - das kann eine Lüge oder auch nur ein schlechter Gedanke sein - auf »unserer« Seite, dann haben wir keine Chance mehr, dass unsere Waagschale sich senkt, auch wenn wir uns noch so sehr bemühen, Gutes zu tun. Unser »Gewicht« ist immer kleiner als das Normmaß, die Gerechtigkeit Gottes.
Das macht uns klar: Unsere Lage ist hoffnungslos, wenn nicht die frohe Botschaft, das Evangelium Gottes, da wäre. Dieses beinhaltet nämlich nicht weniger, als dass uns durch den Glauben an Jesus Christus Gottes Gerechtigkeit zugerechnet wird. Damit ist die Waage im Gleichgewicht. Fortan bestimmt dieser Glaube auch das Leben der Menschen, die diese Botschaft angenommen haben. Dies ist der Kern des Evangeliums von Jesus Christus und das große Thema in dem Brief an die Römer, aus dem unser Tagestext stammt. Uwe Stötzel