Ein alter Karpfen sieht vor sich einen fetten Regenwurm. Er wird richtig froh und beißt sofort zu. – Aber was, wenn der Wurm an einer Angel hängt? Nun kann sich der Angler freuen. – Aber was, wenn der Teichpächter ihm aufgelauert und nun flagranti erwischt hat?
Der Teichpächter ist einen Fischdieb los und hat einen dicken Karpfen obendrein – prima! – Aber was, wenn er sich an einer Gräte verschluckt und eine saftige Krankenhausrechnung auf ihn wartet?
Wir neigen alle dazu, den schnellen Erfolg zu suchen, ohne den nächst größeren Rahmen zu bedenken, in den unser Tun eingebettet ist, und dann den noch größeren und schließlich den größten, der in die Frage mündet: Was sagt Gott zu all unserem Treiben? Was bliebe alles ungetan, wenn wir wirklich alles in dem größten Rahmen sähen! Etwa der Spickzettel in der Englisch-Arbeit, die Fälschung der Steuererklärung, der »kleine« Betrug, der niemand auffällt, der heimliche Seitensprung. Und was würde dann alles getan! Kinder würden den Eltern gehorchen, Angestellte treu arbeiten, Chefs nichts Ungebührliches fordern usw. usw.
Erst »unter dem Blickwinkel der Ewigkeit« sehen wir, ob unser Tun und Lassen wirklich und in letzter Konsequenz zu unserem Nutzen war oder nicht. Denn erst wenn wir Gott lieben, können wir wissen, dass uns alles zum Besten dienen wird. Dabei ist zu bedenken, dass im Gegensatz zu Wurm und Karpfen wir Menschen für ein Leben nach dem irdischen Tod geschaffen sind. Noch heute sollten wir uns von einem »Weg des Todes« abwenden und Gott bitten, Dinge tun zu können, die vor ihm Bestand haben und durch die wir etwas von dem Heil sehen lassen können, das er für uns bereitet hat.
Hermann Grabe