Vor einiger Zeit veröffentlichte das »Lutherische Verlagshaus Hannover« einen Band mit 600 Kindergebeten. Direkt und ohne Umschweife schütten hier Drei- bis Zehn-Jährige ihre Herzensanliegen und Nöte vor Gott aus. Kevin zum Beispiel sieht sich auf dem Schulweg oft vor einer ausweglosen Situation und deshalb betet er: »Lieber Gott, hilf mir über die Straße. Es gibt so viele Autos.« Ein anderes Kind sehnt sich nach einem Spielkameraden: »Lieber Gott im Himmel, schenk mir einen Freund.« Gerrit macht sein schlechtes Verhalten Mühe: »Lieber Gott, ich möchte nicht mehr brutal sein.« Und Denise bringt ihre Zuneigung klar zum Ausdruck: »Lieber Gott, ich mag dich sehr.«
Mit einer beispielhaften Offenheit und einem grenzenlosen Vertrauen in das Können Gottes falten diese Kinder glaubend ihre Hände. Sie reden wie selbstverständlich mit Gott als sei er ihr engster Berater und Vertrauter. Wir mögen über die bedingungslose Direktheit der Bitten schmunzeln, aber wir sollten doch mit weit offenen Ohren zuhören. Als Erwachsene halten uns oft Zweifel und mangelndes Vertrauen in die Möglichkeiten Gottes von einer ehrlichen und vorbehaltlosen Zwiesprache mit ihm ab. Wir bitten zwar, gehen aber gar nicht mehr unbedingt von einer Erhörung aus. Statt aus dem Kopf heraus logisch einschränkend und theologisch korrekt zu formulieren, sollten wir wie die Kinder lieber aus dem Herzen heraus unsere Bitten ungeschnörkelt vor Gott bringen. Das Wort Jesu, »wenn ihr nicht werdet wie die Kinder« (Lukas 18,3), hat auch mit Blick auf das Gebet eine gute Berechtigung. Als Vater wartet Gott mit großer Freude auf die vertrauensvollen Gebete seiner Söhne und Töchter. Martin von der Mühlen