Ich kann mich noch gut daran erinnern: Mal wieder saß ich in der Küche bei den Hausaufgaben und beobachtete einen fetten Brummer. Er war durchs offene Fenster hereingekommen und auf dem Tisch gelandet. Offenbar hatte er in der Küche etwas Nahrhaftes gerochen.
Während ich die durchsichtigen Flügel, die riesengroßen Facettenaugen und den immer aktiven Rüssel beobachtete, kam eine besonders große Raubwespe durchs Fenster geradewegs auf den Brummer zu, stürzte sich auf ihn, hielt ihn fest und bearbeitete ihn mit ihren Kauwerkzeugen. Es sah aus, als ob sie sägte. Und nach wenigen Augenblicken lag tatsächlich der Kopf des Brummers auf dem Küchentisch. Schwer brummend erhob sich die große Wespe mitsamt ihrem Opfer in die Luft und brachte es ihrer Brut zum Abendbrot.
Je länger ich lebe, umso ehrfürchtiger bestaune ich, was Gott alles in den doch recht winzigen Insektengehirnen an vielseitigen Fähigkeiten installiert hat. Unter anderem Nestbau, Paarung, Brutpflege, Nahrungssuche und Erkennung, dazu Angriffs- und Fluchtverhalten, außerdem noch das fabelhafte Riechen, Schmecken und das zweckdienliche Sehen.
Unser Unwissen verstecken wir notgedrungen hinter einem wissenschaftlich klingenden Begriff: Instinkt. Was sich aber dahinter verbirgt, weiß niemand wirklich.
Gottes Allmacht offenbart sich nicht nur in dem »gestirnten Himmel über mir«, sondern auch im Kleinen und Allerkleinsten. Überall erkenne ich Beweise für die Genialität und Größe des allmächtigen Schöpfers des Himmels und der Erde.
Wenn wir doch nur Augen hätten, das zu sehen, und den Willen, nicht alles dem sinnlosen Zufall zuzuschreiben, dann würden wir alle mit vollem Herzen in den Tagesvers einstimmen.
Hermann Grabe