Gestern haben wir gesehen, dass es so aussieht, als wenn man Gott die Schuld für alles Unglück in die Schuhe schieben will, indem man wie unsere Überschrift fragt. Ich fürchte aber, heutzutage ist das für die meisten nur noch eine rhetorische Frage, deren Inhalt man deutlicher so ausdrückt: »Seht ihr, da ist überhaupt kein Gott im Himmel, und wenn einer da ist, dann sitzt er nur und würfelt. Und auf seinem Würfel steht auf fünf Seiten: Pech, Unglück, Tod, Krankheit, Unfall, und nur auf einer Seite steht: Glück!« So kommt es vielen Leuten vor, weil sie die guten Dinge des Lebens einfach für selbstverständlich halten und sich nur wundern, wenn es einmal anders kommt.
Beachten wir unseren Tagesvers, so müssen wir schnell zugeben, dass unsere Messlatten für Glück und Unglück viel zu kurz sind, um der göttlichen Übersicht und Allmacht gerecht zu werden. Wir sollten doch die Augen viel mehr offen halten für alles Gute, was wir erleben, und das andere der Weisheit Gottes überlassen!
Wir sollten lieber fragen: WO WARST DU GOTT, als ich heute Morgen gedankenlos über die Straße ging und das Auto mich nicht überfahren hat? WO WARST DU GOTT, als ich meine Prüfung bestanden habe? WO WARST DU GOTT, als ich so lange arbeitslos war und kürzlich eine Traumstelle angeboten bekam? WO WARST DU GOTT, als mein Vater so schwer krank war und entgegen der ärztlichen Prognosen wieder gesund wurde? WO WARST DU GOTT, als ich kürzlich meinen Ehepartner kennenlernen durfte? WO WARST DU GOTT, als mein Kind gesund zur Welt kam? WO WARST DU GOTT, als mir letztens ein ganz wichtiger Wunsch erfüllt wurde?
Dann wird er stets antworten: ICH WAR DA – jedes Mal!
Waltraud Baumann