»Ein Rauch verweht, ein Wasser verrinnt, eine Zeit vergeht, eine neue beginnt«, so reimte einst Joachim Ringelnatz (1883–1934). Ringelnatz konnte zunächst nichts aus seinem Leben machen. Als Leichtmatrose übte er ziemlich erfolglos mehr als 30 Nebenberufe aus und war dazwischen immer wieder arbeitslos. Zum Studium fehlte das Geld, und so war sein Tagewerk oft ungewöhnlich. Zum Beispiel sagte er, als Wahrsagerin verkleidet, in Bordellen den Prostituierten die Zukunft voraus. Um 1910 verschaffte er sich aber Zugang zur Intellektuellen-Szene und veröffentlichte erste Bücher, Essays und Gedichte.
Nun kam der Wendepunkt in seinem Leben. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges trat er freiwillig der Marine bei. Er dachte an Kriegsromantik und Heldentod, wurde Reserveoffizier, erkannte aber schnell, wie grausam der Krieg ist. So konnte er wieder einmal sein Zitat »eine neue Zeit beginnt« auf sich selbst anwenden. Dem Kriegsende folgten Hochzeit und Erfolge als Schriftsteller, beim Rundfunk und bei Plattenfirmen. Seine letzte »neue Zeit« brachten ihm die Nazis, die seine Bücher verbrannten. Schließlich starb er im Alter von 51 Jahren an Tuberkulose. Ruhm und Ehre erhielt er erst nach seinem Tod, als die endgültig neue Zeit, die Ewigkeit, für ihn bereits begonnen hatte.
Ringelnatz hätte mit seinem Zitat nicht besser ausdrücken können, was unser Tagesvers aussagt. Die Welt vergeht und ihre Lust. Seine Biografie zeigt leider nicht, ob sein Lebenswerk Gottes Willen entsprach und Bestand für die Ewigkeit im Himmel hat. Gott allein weiß es genau. Ringelnatz’ Verse können uns aber ein Mahnmal sein, dass Gott bald ein neues Zeitalter einläuten wird, für das wir jetzt die Weichen stellen müssen. Hartmut Ulrich