Sprüche 3 ist ein Kapitel, in dem von vorne bis hinten der Mensch ermahnt wird, Gott zu fürchten und nach seinem Gesetz zu leben. Deshalb ist es bemerkenswert, in der Mitte plötzlich über ganz etwas anderes zu lesen, nämlich über die Weisheit, mit der Gott alles geschaffen hat. Es geht hier aber nur scheinbar um einen Gegensatz. Gott zeigt hier, dass es nur ein, das ganze Weltall umfassendes, göttliches Gesetz gibt: Sowie es den Fluten befiehlt, hervorzubrechen, so befiehlt es dem Menschen, nach Gottes Willen zu leben. Es ist in Sprüche, Kapitel 3, Gottes Weisheit, alles wunderbar zu machen und zu unterhalten, und es ist des Menschen Weisheit, Gottes Gebote zu halten und ihm zu dienen.
Im Altertum war die Idee der »Naturgesetze« unbekannt; vielmehr stellte man sich die Welt oft vor als beherrscht von unberechenbaren Geistern. Die Christen wussten aber um einen Gott, der nicht willkürlich, sondern vertrauenswürdig und zuverlässig ist. Deshalb kann z. B. Gottes Treue aus dem steten, voraussagbaren Verhalten der Naturerscheinungen nachgewiesen werden (Psalm 89,9-10.30.38; Jeremia 33,25-26). Durch diese biblische Überzeugung getrieben, waren es gerade Christen-Gelehrte, die die moderne Naturwissenschaft entwi¬ckelten. Sie betrachteten Wissenschaft als die Bestrebung, die Gesetzesordnung, die Gott für die geschaffene Wirklichkeit eingesetzt hatte, zu entschleiern.
Wenn ein Mensch um Gottes Weisheit in seinem eigenen Leben weiß, lernt er, Gottes Weisheit sogar an den Sternen zu erkennen. Willem J. Ouweneel