Alle schienen freundliche Menschen zu sein in diesem Betrieb, so kam es Petersen im dritten Monat seiner neuen Firmenzugehörigkeit jedenfalls vor. Gewiss - ein wenig tiefer musste man schon noch in die Beziehungsgeflechte eindringen, bevor man wusste, wo tatsächlich »oben« und »unten« war. Schreibtischnachbar Patzek hatte schon angedeutet, dass bei der Sekretärin des Abteilungschefs, Angela Stein, alle wichtigen Fäden zusammenliefen.
Die Arbeit macht Petersen geradezu Spaß und geht leicht von der Hand. Während des zweiten Frühstücks überlegt er heute, wann endlich eine Antwort auf seinen Verbesserungsvorschlag bezüglich rationellerer Erfassung der Transport-Belege käme. Immerhin brächte seine Idee Zeitersparnis für die ganze Abteilung. Aus diesem Nachdenken reißt ihn jäh die unerwartete, zynische Bemerkung Patzeks: »Ich hatte gehofft, dass Ihnen irgendwann einmal selbst auffällt, dass Sie beim Essen recht unangenehme Schmatzgeräusche von sich geben - stellen Sie das gefälligst ein. Auch in der Kantine staunen schon einige Kollegen darüber.«
In diesem Moment ruft Sekretärin Stein an und fragt, ob Petersen eventuell das anscheinend als Verbesserungsvorschlag gemeinte Pamphlet noch einmal zur Korrektur zurückhaben wolle. Sie könne sich nicht denken, dass er mit seinen ungeordneten Gedanken Betriebsrat oder Abteilungs-Belegschaft glücklich mache.
Petersen ist wie vor den Kopf gestoßen. Die Atmosphäre am Arbeitsplatz ähnelt also doch der Hackordnung auf einem Hühnerhof. »Wie komme ich aus dieser Klemme?« Klaus Spieker