Ein Jahr lang hatten wir in England gelebt. Nun waren einige Jahre vergangen, wir hatten zwei Kinder und das dritte war unterwegs. Da wurde es wirklich Zeit, alte Freunde zu besuchen. Auch ihre Familie war gewachsen wie unsere und wir freuten uns sehr auf das Wiedersehen. Um die lange Fahrt erträglich zu gestalten, nahmen wir die Nachtfähre von Rotterdam. Was gab es da nicht alles zu bestaunen! Diese riesigen Schiffe im Hafen, die Möwen und natürlich das Meer. So weit man sehen konnte, gab es nur Wasser. Für ein vierjähriges Kind war das alles unglaublich beeindruckend, unendlich groß und weit. Am nächsten Morgen erreichten wir Hull und gingen an Land. Eine aufregende Zeit mit netten Leuten folgte.
Nachdem wir wieder zu Hause waren, überraschte uns unsere Tochter mit einem ihrer logischen Schlüsse: »Jetzt weiß ich, was Gott mit unseren Sünden tut. Er wirft sie alle nach England.« »Wohin wirft er sie?« »Nach England.« Ich muss wohl ziemlich verblüfft ausgesehen haben bei der Vorstellung, ganz England von unseren Sünden überflutet zu sehen. Da fing sie an zu singen: Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn … Er warf unsre Sünden ins äußerste Meer …
Ganz weit übers große Meer. Das kindliche Vorstellungsvermögen reichte bis nach England. Und das war unendlich weit. Gott gebraucht immer wieder Bilder, um klar zu machen, dass vergebene Schuld nie mehr hochkommt: »In die Tiefe des Meeres«, »So weit der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Vergehen« (Psalm 103,12). »Ich habe deine Verbrechen ausgelöscht wie einen Nebel und wie eine Wolke deine Sünden« (Jesaja 44,22). »Alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen« (Jesaja 38,17). Barbara Reuter