Da rief ich deinen Namen an, HERR, aus der Grube tief unten.
Klagelieder 3,55
Das Foto schockierte die ganze Welt: Kinder rennen eine Straße entlang, hinter ihnen Soldaten und ein brennendes Dorf. Und in der Mitte ein junges Mädchen, nackt, voller Brandwunden, schreiend. Am 8. Juni 1972 hatten die Amerikaner Napalm-Bomben über Kim Phucs Dorf abgeworfen, die ihre Kleidung und 30 % ihrer Haut verbrennen ließen. Doch Kim überlebte. »Du wirst dein Leben lang Schmerzen haben«, sagte ihr ein Arzt. Doch nicht nur Kims Haut, auch ihre Seele schmerzte. Sie war voller Bitterkeit, fühlte sich hässlich und ungeliebt. Was konnte ihrem Leben jetzt noch Sinn geben?
Auf der Suche nach Antworten ging Kim als junge Frau in eine Bibliothek und nahm einen ganzen Stapel Bücher mit nach Hause. Bücher über Buddhismus, Hinduismus, Islam und Caodaimus. Irgendwo in dem Stapel war auch ein kleines Neues Testament. Und die Worte dieses Buches drangen tief in Kims verletztes Herz. Hier endlich war ein persönlicher Gott, der mitfühlte, der in Jesus Christus Mensch geworden war und am Kreuz unvorstellbare Schmerzen erduldet hatte. Ein Gott, der ihr seine Hand entgegenstreckte und ihr Vergebung ihrer Schuld, seine Liebe und seinen Frieden anbot. Im Weihnachtsgottesdienst 1982 sagte Kim in einer kleinen vietnamesischen Kirche Ja zu diesem Gott und übergab ihm ihr Leben. »Endlich hatte meine gequälte Seele Ruhe gefunden«, sagte sie später.
Kim studierte Medizin, heiratete, wurde Mutter. Bis heute setzt sie die Bekanntheit, die sie durch das Foto bekommen hat, dafür ein, Kindern zu helfen, die Kriegsopfer geworden sind. Für ihr weltweites und unermüdliches Engagement hat Kim Phuc zahlreiche Preise und Ehrungen bekommen. Ihr Leben ist ein Beweis dafür, dass Gott selbst aus den schrecklichsten Umständen etwas Gutes machen kann.
Elisabeth Weise