In einer Gemeinde-Kinderstunde erzählt die Gruppenleiterin den »Kleinen« eine biblische Geschichte, die von Gott handelt. »Wisst ihr«, sagt sie, »Gott könnt ihr alles sagen, wie eurem Papa auch, denn auch Gott möchte unser Vater sein.« Eine Sechsjährige meldet sich und fragt schüchtern: »Wie ist das eigentlich, wenn man einen Papa hat?«. Dieses Mädchen hat ihren Vater nie gesehen, die Mutter ist »alleinerziehend«. Oft hat die Kleine aber andere Kinder gesehen, die mit Mutter und Vater unterwegs waren, wo der Vater sein Kind auf dem Arm getragen oder an der Hand geführt und mit ihm getollt hat. Und allmählich ist der Kleinen bewusst geworden: »Mir fehlt etwas, mir fehlt etwas Entscheidendes, mir fehlt der Vater!« Und jetzt, bei der Erzählung von Gott, der auch unser Vater sein möchte, bricht die Not dieses Mädchens heraus: »Wie ist das eigentlich, wenn man einen Papa hat?«
Wie dieser Kleinen geht es inzwischen unzähligen Kindern. Und die Zahl der Alleinerziehenden wächst stetig. Wie sehr die Kinder darunter leiden, darüber machen sich die Erwachsenen kaum Gedanken. Denn ein Kind braucht Mutter und Vater zu seiner Erziehung, sonst bleibt es eine einseitige Angelegenheit. Eine Mutter kann für ein Kind nicht die Stelle des Vaters einnehmen, ebenso wenig umgekehrt. Dies ist eine der Ursachen für die oft beklagte Haltlosigkeit vieler Heranwachsender und auch inzwischen Erwachsener. Ach, wenn die Eltern bei dem Gedanken an eine Ehescheidung mehr an das Wohl ihrer Kinder dächten! Denn niemand kann sich über diese göttlichen Grundsätze folgenlos hinwegsetzen. Otto Willenbrecht