Einen König redet man mit dem Titel »Majestät« an. Wer der englischen Queen schreibt, lernt, sein Schreiben immer »an den Privatsekretär Ihrer Majestät, der Queen« zu richten. Eine Gräfin wird nicht als »Frau Gräfin Blaustein«, sondern als »Gräfin Blaustein« angesprochen. Bei einem Freiherrn verwendet man die Anrede »Baron«. Solche und ähnliche Tipps zur treffenden Anrede wichtiger Persönlichkeiten enthielt ein Seminar zu Stil und Etikette im Berufsleben, das ich kürzlich besuchen durfte.
Als Jesus Christus seinen Nachfolgern erklärte, wie sie ein Gespräch mit Gott beginnen könnten, nannte er ihnen diese Anrede: Unser Vater! Was bedeutet das? Statt vieler Regeln, die den Standesunterschied hervorheben und Distanz schaffen, betont der Herr Jesus die Nähe, die Gott zu uns Menschen sucht. Allen anderen wichtigen Aussagen voran geht es um die Beziehung zu Gott, in die der Herr Jesus uns durch den Glauben hineinstellen will: Wir dürfen Kinder Gottes werden, die jederzeit freien Zugang zum Vater haben. Dann ist er uns der liebende Vater, der sich darüber freut, wenn seine Kinder zu ihm kommen. Er legt keinen Wert auf die Wahrung von Formalitäten oder auf besondere Formulierungen. Wichtiger als alle Form ist ihm der Inhalt. Darüber können wir im sogenannten Vater-unser viel lernen. Zum Beispiel, dass es wichtig ist zu beachten, mit wem wir es zu tun haben. Er ist der allmächtige Gott, dessen Name - und damit Persönlichkeit - aufrichtig verehrt werden soll. Oder wir lernen, dass unsere Bitten der Verwirklichung seines Willens untergeordnet werden müssen. Dass er für uns sorgen will. Dass wir Vergebung brauchen ...
Andreas Droese