Kontroverse Diskussionen hat eine im Herbst 2011 veröffentlichte Studie nach sich gezogen. Der Mediziner Philippe Mathurin und seine Mitautoren untersuchten in 52 Fällen, ob der in vielen Ländern vor einer Lebertransplantation verlangte mehrmonatige Alkoholentzug notwendig sei. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass diese Abstinenzzeit nicht nur unnötig, sondern sogar kontraproduktiv sei. Die Studie dokumentiert, dass eine möglichst frühe Operation die Überlebenschancen verbessert. Kaum war die Studie veröffentlicht, entbrannte eine Diskussion um die Frage: Hat ein Mensch, der sich durch seinen Alkoholkonsum selbst geschädigt hat, das gleiche Recht auf Rettung wie andere Kranke? Denn nach wie vor gibt es mehr Menschen, deren Leben von einer Transplantation abhängt, als es verfügbare Spenderorgane gibt.
Als Jesus Christus auf dieser Erde lebte, hielten sich auch bestechliche Zolleinnehmer und andere Menschen mit schlechtem Ruf in seiner Nähe auf. Die religiösen Führer waren darüber empört, dass Jesus sich Zeit für sie nahm. »Der nimmt sogar Sünder auf und isst mit ihnen«, warfen sie ihm vor. Weil sie die Einstellung hatten, dass solche Menschen die Zuwendung des Herrn Jesus nicht verdient hätten, erzählte Jesus ihnen die Beispielgeschichte von den hundert Schafen. Darin wird deutlich, dass Gott als guter Hirte keinen Menschen abschreibt.
Nach dem Maßstab Gottes sind alle Menschen Sünder. Keiner hätte ein Recht auf Gottes Hilfe. Doch sein Angebot ist groß genug und gilt allen Menschen. Er verlangt nicht, dass sich ein Mensch Gottes Rettung durch gutes Verhalten verdienen muss. Gott verspricht denen ewiges Leben, die ihre Schuld zugeben und ihn um Vergebung bitten.
Andreas Droese