Sonntagnachmittag. Die Familie machte einen Spaziergang; dabei spielten die Kinder Fangen. Die Älteste lief voraus und blickte sich immerzu nach ihren Verfolgern um. Dabei achtete sie nicht auf den unbeschrankten Bahnübergang. Als sie sich beim Laufen wieder einmal umwandte, stolperte sie über einen Knüppel und fiel heftig auf den Schotter des Weges. Im gleichen Augenblick donnerte ein Zug vorüber. Die Eltern stürzten entsetzt herbei; aber während sich das Mädchen schluchzend über die blutenden Wunden beklagte, blickten die Eltern nur dankbar auf den Knüppel, der ihrer Tochter das Leben gerettet hatte.
Oft schickt Gott kleinere oder auch schwerwiegende Schwierigkeiten, die uns zum Nachdenken bringen sollen, oder er lässt uns etwas misslingen, was wir bisher immer spielend gemeistert hatten, oder ein großer Herzenswunsch bleibt unerfüllt. Er quält die Menschen aber nicht unnötig, sondern will sie davon abhalten, in ihr ewiges Verderben zu rennen. Leider verstehen das viele Leute nicht und hadern mit ihrem »Schicksal«, wie sie das nennen, was Gott ihnen geschickt hat.
In unserem Tagesspruch zeigt der König Hiskia, dass er verstanden hatte, warum er von einer Krankheit heimgesucht wurde. Das war sicher kein Vergnügen gewesen; aber wenn sie ihn Gott näher gebracht hat, war sie tatsächlich »zum Heil« für ihn geworden. Am Ende kommt es bei uns allen auf das Endergebnis an, nicht auf die Zwischenstationen. Und Gott hat für uns alle ein Ende vorgesehen, das eines so großen, gnädigen Schöpfers würdig ist. Es wäre doch schade, wenn wir uns nicht zu ihm rufen ließen, weil unser Stolz uns daran hindert. Was gewännen wir damit?
Hermann Grabe