Ich fahre an einem ehemaligen Bauernhof vorbei. Vor 25 Jahren hat der Mann seinen Hof aufgegeben und in einer öffentlichen Auktion den Rest von Inventar und Gerätschaften versteigern lassen. Für meine Hobby-Landwirtschaft suchte ich damals gebrauchte Heuwender, ohne von dem Markt und der Sache selbst allzu viel Ahnung zu haben. Eine große Menge Bauern und Interessierte drängten sich um den Auktionator, der Teil für Teil nacheinander anpries, dem Höchstbietenden den Zuschlag gab und – der Menge voran – zum nächsten Objekt im Haus oder auf der großen Wiese schritt. Manche Teile waren heiß begehrt und brachten gute Erlöse, andere waren kaum an den Mann zu bringen und blieben liegen.
Ein für mich sehr interessantes Gerät war offensichtlich nicht sehr begehrt – ich meldete mich mit einem unangemessenen Minimalgebot, in der Hoffnung, ein »Schnäppchen zu machen«. Ein Bauer neben mir drehte sich um, sah mir lange in die Augen und sagte dann: »Schämst du dich gar nicht?!« Und wie ich mich geschämt habe! Sofort habe ich nachgebessert und für einen günstigen, aber fairen Preis gekauft. Bis heute werde ich an die heilsame Lektion erinnert, wenn ich an diesem Haus vorbeikomme.
Alles, jeder Gegenstand und jede Arbeitsleistung auf dieser Erde, hat nach Gottes Willen seinen gerechten, anständigen Preis. Das gilt auch heute, in der Zeit des Internethandels, wo auch gottesfürchtige Menschen nur allzu leicht in einen Sog geraten, in dem alle Maßstäbe über Bord geworfen werden. Wohl dem, dessen Gewissen sich zum Umdenken bewegen lässt durch die Anklage: »Schämst du dich gar nicht?« – Man kann Dinge in Ordnung bringen, das gilt auch im Blick auf das, was wir Gott schuldig geblieben sind. Es gibt wirklich Vergebung, weil Jesus für Sünder am Kreuz gestorben ist. Erwin Kramer