Ein Mann oder eine Frau an sich ist eigentlich nur ein »halber« Mensch. Als Gott nämlich den Menschen schuf, schuf er ihn in zwei »Ausführungen«: Mann und Frau. Sie sind ganz verschieden, nicht nur körperlich, sondern auch geistig und seelisch. In dieser Verschiedenheit aber stehen sie einander nicht als Gegenpole gegenüber, sondern sie »entsprechen« einander vielmehr. Der Mann war zuerst erschaffen, aber er entdeckte bald seine Einseitigkeit. Deshalb schuf Gott gerade aus seiner »Seite« die Frau, die ihn »ergänzte«, die ihn zu einem kompletten Menschen machte. Das Wort »Hilfe« bedeutet durchaus nicht, dass die Frau nur eine Art »Haushälterin« für den Mann ist. Auch Gott selbst wird eine »Hilfe« für sein Volk genannt (z.B. Psalm 33,20; 115,9-11), und das bedeutet doch sicher nicht, dass er dadurch geringer als sein Volk sei! So ist auch die Frau in keinerlei Hinsicht die Geringere gegenüber dem Mann. Das hat auch für den sexuellen Umgang große Bedeutung, denn beide Ehepartner sind darin ebenbürtig. Die Frau hat nicht einfach die Bedürfnisse des Mannes zu respektieren, sondern beide haben einander zu respektieren in ihrem vollen Menschsein, der vollen Würde des Anderen. In der Sexualität kann es nie bloß um die Befriedigung der eigenen Lüste gehen, sondern geht es zuerst um den Respekt für den Anderen oder die Andere. Auch, ja gerade in der Sexualität sollen Mann und Frau einander »entsprechen«, so¬dass sie darin wirklich eins sind und nicht bloß zwei sich selbst befriedigende Lebewesen. Willem J. Ouweneel