Freitag, 08. Oktober 2004

Leitvers

… und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist,
weil sie alle gesündigt haben.

Römer 5,1

Kultur

Thomas Manns »Zauberberg« erscheint

»Er ging auf drei Wochen« heißt es zu Anfang des Romans von dem wohlhabenden, jungen Mann mit Namen Hans Castorp, der sich nach seiner Ingenieursprüfung entschlossen hat, seinen Vetter Joachim Ziemsen zu besuchen. Der möchte in einem Sanatorium in Davos wieder gesund werden. Er ist nämlich lungenkrank. Hans Castorp, sein Vetter, bleibt aber statt drei Wochen sieben Jahre. Die Welt des Sanatoriums zieht ihn magisch in ihren Bann. Es ist eine Welt des Luxus, des süßen Nichtstuns, aber auch eine Welt, die ganz vom Tod beherrscht wird. Von denen, die zur Kur hierher kommen, kehren nur wenige gesund nach Hause zurück. Die meisten sterben und werden, um die übrigen Gäste nicht zu ängstigen, in der Nacht diskret ins Tal geschafft.
Es ist ein bunter Personenkreis, dem Hans Castorp begegnet, und der aufmerksame Leser merkt, dass Thomas Mann mehr als nur einzelne Personen beschreibt. Der Roman wird zum Panorama der feinen bürgerlichen Gesellschaft, wie sie vor dem 1. Weltkrieg bestand und mit dem Krieg unterging. Das Sterben dieser Gesellschaft ist das Thema des Werks. Bei allem Luxus, aller Schönheit liegt der Schatten des Todes über dieser Welt. Und der Autor hat das so vollendet in Szene gesetzt, dass viele den Roman für die wichtigste deutsche Dichtung des 20. Jahrhunderts halten. Merkwürdigerweise aber wird die Frage nach dem Sinn des Lebens, die doch die nächstliegende sein müsste, nicht gestellt. Es ist, als ob die Zeit der Menschen, die dort geheilt werden möchten, schon um ist, als ob sie keine Kraft mehr haben, Gottes Heil zu ergreifen. So geht es ohne Gott in die Dunkelheit. – Wo Gott aus dem Leben ausgeblendet wird, scheint eben kein Licht mehr. Karl-Otto Herhaus
Frage
Leben Sie auch auf solchem Zauberberg?
Tipp
Der Realität der Ewigkeit ins Auge schauen!
Bibellese
Hiob 17,1-16

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