Damit die Reptilien nach dem Winterschlaf etwas zu fressen vorfänden, setzte man in das Schlangengehege des Tierparks von Hangzhou in Ostchina einige weiße Mäuse aus. Schon bald kam eine giftige grüne Viper, tötete mit ihrem Biss eine der Mäuse und begann, sie zu verschlingen. Da rannte eine furchtlose Maus auf die Schlange zu und versuchte, ihr die Artgenossin aus dem Maul zu zerren. Als das nicht gelang, sprang sie der Schlange ins Genick. Dort bearbeitete sie mit ihren Nagezähnen die festen Schuppen des Reptils, konnte aber nichts ausrichten.
Diese Mäuse waren im Labor gezüchtet und hatten noch nie eine Schlange gesehen. Und doch muss das mutige Tier in dem schlängelnden Schleicher einen gefährlichen Feind erkannt haben. Leider nahm die Geschichte nicht einmal für diese tapfere Maus ein gutes Ende. Eine zweite Schlange tötete und verschlang sie.
Selten nur habe ich ein so eindrückliches und anrührendes Beispiel für die Wahrheit unseres Tagesverses gelesen. Aller Einsatz, aller Todesmut reicht nicht aus, um einen »Bruder« von dem Biss der bösen Schlange zu retten, die in der Bibel ein Bild des Teufels ist. Am Ende fällt man selbst diesem schrecklichen Feind zum Opfer.
Ja, muss man nun alles laufen lassen und abwarten, wann die uns Anvertrauten und am Ende wir selbst den tödlichen Biss erhalten? Keineswegs. Die Mäuse in Hangzhou konnten nicht fliehen, uns Menschen aber hat Gott eine Fluchttür aufgemacht. Sein eigener Sohn war hier und hat die Schuldfrage ein für alle Mal gelöst. Wer zum ihm flieht, ist in Sicherheit. Und von da aus kann man dann auch für alle, die wir lieben, Gott um Bewahrung bitten. Er »vermag zu erlösen«.
Hermann Grabe